Woher kommen unsere Werte?
Bedürfnispyramide nach Abraham Maslow
Unzweifelhaft verfolgen wir Menschen Werte. Unser „Leben“ ist ein hoher Wert; daher gilt es, Leben zu schützen. „Familie“ stellt auch einen solchen Wert dar. Und es lassen sich viele weitere aufzählen. Die Plattform Wertesysteme (www.wertesysteme.de ) zählt rund 130 Werte auf, die sich voneinander deutlich unterscheiden lassen.
Um die Frage nach der Herkunft zu beantworten, kann man sich zunächst vor Augen führen, dass es Werte gibt, die uns ganz offensichtlich viel bedeuten und andere, auf die wir eventuell verzichten könnten. Maslow hat sie in einer Pyramide angeordnet: Unten die grundlegenden Bedürfnisse, weiter oben die eher luxuriösen.
Wünsche sind evolutionär entstanden.
Bei der Betrachtung der Maslowschen Pyramide wird schnell klar, dass dahinter tief in uns verankerte Wünsche stecken, die teilweise angeboren sind, also mit den Genen uns vererbt wurden. Unschwer findet man hier Sex und den Wunsch, das eigene Leben zu bewahren. Bei genauerer Betrachtung sind es viele mehr, die vererbt werden. Andere werden uns in unserer Kindheit beigebracht, weil sie in unserem Umfeld so üblich sind: kulturelle Werte werden uns mit unserer Kultur tradiert. Die Zusammensetzung unserer Gene hat sich mit der Evolution herausgebildet. Auch unsere Gepflogenheiten haben sich durch fortwährend kleine Änderungen zu dem entwickelt, was wir heute unsere Kultur nennen. Beide sind in Form von Wünschen so tief in uns verankert, dass wir uns meist nicht bewusst machen, wie sie entstanden sind.
Wozu nützen uns unsere Wünsche?
Unsere Wünsche können zweifellos manchmal sogar lästig werden: Schon wieder Hunger, also schon wieder eine Unterbrechung, um etwas zu essen oder zu trinken. Unsere Wünsche leiten unser Tun: einige ganz stark, andere eher schwächer. Unbewusst wägen wir ab, was in jedem Einzelfall dringender ist. Über unsere Wünsche hilft uns die Evolution, unsere Ziele zu verfolgen: Eine bessere Kombination von Wünschen – also eine bessere Zielverfolgung – ist ein Überlebensvorteil und setzt sich längerfristig durch.
Werte sind Abstraktionen von Wünschen.
Zum Beispiel gilt das auch für den Wunsch nach Anerkennung. Wer diesem Wunsch nachgeht, muss (im Prinzip) etwas tun, was der Gemeinschaft hilft, um anerkannt zu werden. Und damit hilft es allen gemeinsam, besser zu überleben. Anerkennung ist also eine Abstraktion des Wunsches, etwas für die Gemeinschaft zu tun. Generell kann man sagen, Werte sind die Abstraktionen von Wünschen. Die Wünsche sind das Original, Werte sind daraus abgeleitete semantische Begriffs-Reduktionen. Sie erleichtern die Diskussion insbesondere, wenn sie im aktuellen Konflikt miteinander stehen.
Beispiel: Soll ich mein Leben retten (Wert „Menschenleben“), indem ich zu Hause meine Krankheit auskuriere, oder soll ich ins Kino gehen (Wert „Bildung“, aber auch weitere Werte)?
Über den Autor
Michael Mörike ist seit 2008 ehrenamtlich als Vorstand in der Integrata Stiftung tätig.
Als Informatikpionier führte er bereits während seines Studiums Projekte in der EDV durch. So richtete er beispielsweise 1969 Prozessrechner für die Uni Tübingen ein. Zwischen 1978 und 2000 war Michael Mörike in der Geschäftsführung verschiedener Unternehmen tätig (GDV 4 Jahre, Integrata 14 Jahre, itm AG 4 Jahre) bevor er zur Jahrtausendwende in den Stand des Freiberuflers wechselte. Als Projektleiter hat er so renommierte Projekte wie BTX und NIVADIS geleitet.