Bellmann, Matthias / Krcmar, Helmut / Sommerlatte, Tom (Hrsg.): Praxishandbuch Wissensmanagement – Strategien – Methoden – Fallbeispiele

Bellmann, Matthias; Krcmar, Helmut; Sommerlatte, Tom (Hrsg.): Praxishandbuch Wissensmanagement. Strategien – Methoden – Fallbeispiele, Symposion Düsseldorf, 1. A. 2002. ISBN 3-933814-97-9, 863 Seiten, € 99,–.

Abstract
Die drei Herausgeber (in alphabetischer Reihenfolge aus dem Hause Siemens, von der TU München bzw. der Universität Hohenheim, von A. D. Little) haben in diesem Sammelband 50 Beiträge zum Wissensmanagement aus ihrem Umfeld und z.T. darüber hinaus zusammengetragen. Der überwiegende Teil der Autoren stammt aus dem Hause Siemens oder hat bei A. D. Little oder anderen Unternehmensberatungen Erfahrungen im Wissensmanagement gesammelt.
Dem Buch liegt anstelle eines gedruckten Index eine CD-ROM bei, die den gesamten Buchinhalt umfasst und eine Volltextsuche via Acrobat Reader erlaubt. Der offerierte Begleitdienst http://www.symposion.de/wissen enthält i.w. das Verlagsangebot zum Wissensmanagement mit Leseproben, berechneten Downloadmöglichkeiten und zur Online-Bestellung.

Inhaltsverzeichnis
1. Fallbeispiele und Anwendungsgebiete
2. Funktionsübergreifende Lösungen / Strategien der Wissensnutzung
3. Werkzeuge für das Wissensmanagement
4. Anbieter von Wissensmanagement-Lösungen
5. Bewertung
6. Unternehmenskultur und Wissen
7. Hintergründe
8. Perspektiven und Entwicklungen

Bewertung
Von einem „Praxishandbuch“ erwartet insbesondere der in der Praxis tätige Leser, dass
– alle wesentlichen Fragen des Sachgebiets in einer themengerechten Struktur allgemeingültig und mit angemessener Ausführlichkeit behandelt,
– Redundanzen weitgehend vermieden und Querverweise innerhalb des Werks gegeben,
– wichtige Begriffe einschliesslich üblicher Synonyma definiert werden, möglichst auch eine einheitliche Terminologie verwendet wird,
– sich Detailfragen über Indices erschliessen lassen, die wiederum synonyme Begriffe berücksichtigen.
Diesen Anforderungen wird das Werk nicht voll gerecht, es ist kein Handbuch im üblichen Sinne. Da Praktiker sich kaum die Zeit nehmen werden, 863 Seiten zu lesen und die Inhalte für den eigenen Bedarf zu systematisieren, ist es vielmehr ein Buch zum Schmökern und Herausgreifen einzelner Beiträge, wobei eine gezielte Auswahl nur über das Studium der Abstracts oder (bei geeigneter Fragestellung) über die Volltextsuche auf der CD-ROM möglich ist. Wer damit zufrieden ist, findet viele Anregungen; sie umzusetzen verlangt aber weitere Vertiefung oder den Einbezug externer Expertise, auf die das Buch auch expressis verbis verweist.

Inhalt

1. Fallbeispiele und Anwendungsgebiete
Dieses Kapitel umfasst 15 Beiträge auf rund 230 Seiten. Schwer nachvollziehbar ist die Einordnung des allgemein gehaltenen Beitrags „Wissensmanagement-Lösungen und ihre Implementierung“ in dieses Kapitel. Er hätte besser in das (ggfs. weiter definierte) Kap. 4 gepasst.

2. Funktionsübergreifende Lösungen / Strategien der Wissensnutzung
Im 2. Kapitel werden 5 Beiträge mit zusammen über 100 Seiten vorgestellt, die unternehmensweite bzw. -übergreifende konkrete Wissensmanagementlösungen beschreiben. Eine Ausnahme bildet der allgemeiner gehaltene Beitrag „Wissensmanagement im Mittelstand“.

3. Werkzeuge für das Wissensmanagement
Das 3. Kapitel ist zweigeteilt: auf einen einführenden Beitrag folgen acht weitere zu einzelnen Werkzeugklassen; im zweiten Teil werden als Bausteine „Expertise Location und Wissenskartierung“, „Narrative Patterns“, „Skillmanagement“ und „Wissengemeinschaften“ (Communities behandeln davor schon zwei Werkzeugbeiträge) vorgestellt. Der einführende Beitrag vermittelt einen guten Überblick zu den Werkzeugklassen und bezieht auch die acht Folgebeiträge durch Querverweise ein.

4. Anbieter von Wissensmanagement-Lösungen
Im Anschluss an einen einleitenden Beitrag „Wie Unternehmensberater bei ihren Kunden Wissensmanagement erfolgreich einführen“ folgen sechs weitere Beiträge (zus. rund 100 Seiten), die Vorgehensweisen von Accenture, Andersen Business Consulting, Arthur D. Little, Cap Gemini Ernst & Young, KPMG und Siemens Business Services beschreiben. Diese sind lt. einleitendem Beitrag gut geeignet, dem Leser einen vielseitigen Eindruck von Gestaltungsfeldern und Einführungsfragen von Wissensmanagement zu vermitteln, da alle Beiträge auf Strategie und Ziele, Lösungsbausteine, Kontext und Inhalte, Unternehmenskultur und Mitarbeiter, Organisation, IuK-Technologien, Erfolgsmessung und die Einführung von Wissensmanagement eingehen. Literatur dagegen ist (abgesehen vom einleitenden Beitrag) sparsam vertreten – Berater erfinden offenbar das perfekte Rad jeweils neu bzw. meinen das ihren Kunden gegenüber so darstellen zu müssen?

5. Bewertung
Das 5. Kapitel (Bewertung) enthält auf 45 Seiten drei Beiträge zu „Intellectual Capital“, „Humankapitalmessung“ und einen Praxisbericht aus dem Hause Siemens zur Bedeutung von Wissensstrategien.

6. Unternehmenskultur und Wissen
Dieses Kapitel umfasst drei Beiträge (auf rund 70 S.) über Wissen in lernenden Organisationen, zur Steigerung des ROI (hier: Return on Intelligence) und zu Lernstilen im Wissensmanagement.

7. Hintergründe
Das 7. Kapitel geht in zwei Beiträgen auf 50 Seiten auf „Die Darstellung von Unternehmenswissen“ und „Die Messung immaterieller Vermögenswerte“ ein.

8. Perspektiven und Entwicklungen
Das letzte Kapitel (35 Seiten) zieht im ersten Beitrag Parallelen zwischen Wissensmanagement und der Open-Source-Entwicklung; der zweite Beitrag befasst sich mit (immaterieller) Wissensökonomie.

Zur Struktur des Buches
Die Struktur des Buches und die Zuordnung der Beiträge sind nicht durchweg nachvollziehbar. Kapitel 2 enthält ebenso wie Kapitel 1 Fallbeispiele verschiedener Anwendungsbreiten, Kapitel 7 und z.T. auch 6 und 8 behandeln wie Kapitel 5 Bewertungsfragen in einem weiteren Kontext.
Jeder der drei Herausgeber weist in seinem Vorwort auf die Bedeutung von Wissensmanagement für das eigene Haus bzw. für Wirtschaft und Gesellschaft insgesamt hin. Krcmar z.B. sagt: „Dieses spannende Buch … hält sowohl Wege für einen Einstieg … als auch umsetzbare Anregungen für die Weiterentwicklung … bereit“. Aus dem Vorwort von Sommerlatte stammt: „Von diesen real existierenden … Anwendungen … zu wissen, öffnet die Augen und erzeugt Erstaunen. … Denn die Mehrzahl der Unternehmen … brauchen … das Wissen über Wissensmanagement, um nicht irgendwo loszugraben, sondern die Goldadern zu erkennen, die sich … deutlich abzeichnen.“

19.02.2004; HH