Generative KI: Kreativität oder Kontrollverlust?

Generative KI: Kreativität oder Kontrollverlust?

Wenn ich über dieses Thema nachdenke, stellen sich mir gleich mehrere Fragen.

Inzwischen ist wohl unumstritten, dass Generative KI ein hohes kreatives Potenzial hat und sehr hilfreich sein kann (siehe unten). Aber was passiert bei der Anwendung generativer KI?

Bei welcher Art der Kreativität von KI ist der Kontrollverlust wahrscheinlich und gefährlich?

Was bedeutet denn überhaupt Kontrollverlust? Welche Folgen hätte er? Ist das ein Problem oder können wir damit leben- oder differenzierter: Unter welchen Bedingungen können wir damit leben? Es gibt schließlich genügend andere Situationen mit Kontrollverlust, mit denen wir auch leben (müssen). Wo müssen wir für Kontrolle sorgen?

Könnte KI unbemerkt Kontrolle über politische und wirtschaftliche Systeme übernehmen?

Da dachte ich mir dann: Frag mal ChatGPT und Copilot von MS.

Und hier ist die Antwort – von mir überarbeitet:

Kreativität bei KI kann in verschiedenen Formen auftreten, darunter generative Gestaltung, kreative Problemlösung und künstlerische Schöpfung. Jede dieser Formen hat ihre eigenen Risiken und Potenziale für Kontrollverlust. Kontrollverlust bezeichnet die Situation, in der Menschen die Fähigkeit verlieren, den Einsatz und die Auswirkungen von generativer KI vollständig zu überwachen und zu steuern. Der Kontrollverlust bei generativer Gestaltung kann gefährlich sein, wenn die KI unvorhersehbare oder unsichere Designs erstellt, die Sicherheitsrisiken bergen oder unethische Nutzung ermöglichen. Ein Kontrollverlust bei kreativer Problemlösung kann auftreten, wenn die KI unkonventionelle Lösungen vorschlägt, die unerwartete negative Konsequenzen haben oder ethische Grenzen überschreiten. Die kreative Schöpfung kann problematisch werden, wenn die KI beginnt, Inhalte zu erstellen, die schädlich, beleidigend oder urheberrechtlich geschützt sind. Der Kontrollverlust in diesem Bereich kann zu rechtlichen und ethischen Problemen führen.

Im Detail: Kontrollverlust kann also verschiedene Dimensionen haben, darunter technische, ethische, soziale und wirtschaftliche Aspekte.

Technischer Kontrollverlust tritt ein, wenn die Komplexität der KI-Systeme so hoch wird, dass ihre Funktionsweise und Entscheidungsprozesse für Menschen nicht mehr nachvollziehbar sind. Dies kann dazu führen, dass unvorhersehbare oder unerwünschte Ergebnisse auftreten, die nicht mehr korrigiert werden können.

Ethischer Kontrollverlust bezieht sich auf die Herausforderung, sicherzustellen, dass KI-Systeme moralisch vertretbare Entscheidungen treffen. Wenn KI ohne ausreichende ethische Leitlinien eingesetzt wird, können diskriminierende, voreingenommene oder schädliche Entscheidungen getroffen werden, die die Gesellschaft negativ beeinflussen.

Sozialer Kontrollverlust beschreibt die Auswirkungen auf die menschliche Interaktion und Kommunikation. Mit der Verbreitung von generativer KI können zwischenmenschliche Beziehungen und die Art und Weise, wie wir kommunizieren, beeinträchtigt werden. Dies kann zu Isolation, Missverständnissen und einem Verlust an Empathie führen. Ein unkontrollierter Einsatz von generativer KI kann zu sozialer Fragmentierung führen. Wenn Technologien nicht inklusiv und gerecht gestaltet sind, können sie bestehende soziale Ungleichheiten verstärken und neue Barrieren schaffen.

Wirtschaftlicher Kontrollverlust tritt auf, wenn Unternehmen und Arbeitsmärkte die Kontrolle über KI-gestützte Prozesse und Entscheidungen verlieren. Dies kann zu Arbeitsplatzverlusten, wirtschaftlicher Ungleichheit und einer Konzentration von Macht und Ressourcen in den Händen weniger großer Technologiekonzerne führen.

Die Folgen eines Kontrollverlusts durch generative KI sind vielfältig und können weitreichende Auswirkungen auf verschiedene Bereiche unseres Lebens haben. Ein Kontrollverlust kann zu einem erheblichen Vertrauensverlust in KI-Technologien führen. Wenn Menschen das Gefühl haben, dass die Technologie unvorhersehbar oder unkontrollierbar ist, wird ihr Vertrauen in deren Einsatz und Weiterentwicklung sinken.

Generative KI kann auch für Desinformationskampagnen, das Erzeugen von Deepfakes oder andere schädliche Zwecke eingesetzt werden. Ohne ausreichende Kontrolle und Regulation besteht die Gefahr, dass solche Technologien missbraucht werden, um gesellschaftliche oder politische Stabilität zu untergraben. Wenn die Entscheidungsfindung von einer KI übernommen wird, ist es schwierig, Verantwortlichkeiten klar zuzuordnen. Dies kann rechtliche und ethische Fragen aufwerfen, insbesondere wenn Entscheidungen negative Auswirkungen haben.

Der Kontrollverlust stellt auch rechtliche und regulatorische Herausforderungen dar. Es wird schwierig, Verantwortlichkeiten zuzuweisen und sicherzustellen, dass KI-Systeme den geltenden Gesetzen und Vorschriften entsprechen. Dies erfordert neue Ansätze und Regelungen im Umgang mit KI.

Ethische Dilemmata werden zunehmen, da die Entscheidungen von KI-Systemen immer komplizierter und undurchschaubarer werden. Dies erfordert eine ständige Überprüfung und Anpassung ethischer Richtlinien, um sicherzustellen, dass die Technologie im Einklang mit den gesellschaftlichen Werten steht.

Unkontrollierte KI-Systeme könnten in sicherheitsrelevanten Bereichen, wie der Cyberabwehr oder im autonomen Fahren, unvorhersehbare und potenziell gefährliche Entscheidungen treffen, was zu realen Risiken führen kann.

Heimlicher Kontrollverlust der Gesellschaft entsteht durch den Bias in KI-Entwicklungen: Alte Daten mit Verzerrungen, Entwicklerteams, die nicht divers sind. Das ist oft unbemerkt, unabsichtlich, also heimlicher Kontrollverlust, wo wir denken, wir hätten die Kontrolle. Ein weiterer Bereich ist die automatische Erstellung von Texten, Bildern oder Videos (wie Deepfakes), die in politischen oder gesellschaftlichen Kontexten eingesetzt werden können. Hier kann die Kreativität der KI dazu führen, dass glaubwürdige, aber falsche Inhalte entstehen. Wird dies in großem Maßstab betrieben, kann es zu einem Verlust der Kontrolle über den Informationsfluss kommen, was schwerwiegende Folgen für demokratische Prozesse und gesellschaftlichen Zusammenhalt haben kann.

Fazit

Generative KI birgt ein enormes kreatives Potenzial und kann als Katalysator für Innovationen in vielen Bereichen dienen. Gleichzeitig müssen jedoch die Risiken eines Kontrollverlusts ernst genommen werden. Die Herausforderung besteht darin, den Einsatz dieser Technologien so zu gestalten, dass sie einerseits als kreative Werkzeuge genutzt werden können, während andererseits Mechanismen zur Kontrolle, Transparenz und Verantwortlichkeit entwickelt werden, um negative Folgen zu vermeiden. Ein ausgewogener Ansatz, der ethische und rechtliche Rahmenbedingungen einbezieht, ist daher essenziell, um den positiven Nutzen generativer KI zu maximieren und gleichzeitig die Risiken des Kontrollverlusts zu minimieren.

Die Europäische Union hat mit dem Artificial Intelligence Act (AI Act) dazu einen rechtlichen Rahmen verabschiedet mit dem Ziel, vertrauenswürdige KI und verantwortungsvolle KI-Innovationen in Europa zu fördern. Wer Künstliche Intelligenz einsetzt, muss dafür sorgen, dass seine Mitarbeitenden im Umgang mit KI-Systemen geschult werden. Es geht um mehr als Technologie – es geht um Verantwortung, Transparenz und Nachhaltigkeit.

Der EU AI Act schreibt auch detailliert vor, wie Kontrollen gewährleistet sein müssen und welche Systeme nicht erlaubt sind.

Insgesamt scheint mir, ist die EU damit auf einem guten Weg.

Christiane Eckardt hat jahrzehntelange Führungserfahrung in Industriefirmen, Non-Profit-Organisationen und in der Software-Industrie sowie in Beratungsunternehmen. Schon seit langer Zeit hat sie sich mit Führungsmodellen und Führungsorganisation beschäftigt. Rollenbasierte Modelle und laterales Führen gehörten schon lange nicht nur zu ihrem Beratungsrepertoire, sondern wurden selbst von ihr gelebt und ergänzt durch die digitale Kompetenz. Heute ist sie in diversen NonProfitbereichen als Führungskraft tätig. In der Integrata-Stiftung hat sie im Fachbeirat mitgearbeitet und im Kuratorium. Seit Dezember 2020 ist sie stellvertretende Kuratoriumsvorsitzende. Sie leitet außerdem die SIG Bildung. (SIG= special interest group)