Bsirske, F. et al. (Hrsg.): Wissen ist was wert – Wissensmanagement

Bsirske, F.; Endl, Hans-L.; Schröder, L.; Schwemmle, M. (Hrsg.): Wissen ist was wert. Wissensmanagement, Zentrale Beiträge der von ver.di und der Arbeitnehmerkammer Bremen im Februar 2003 ausgerichteten Tagung „Wissen ist was wert“. VSA-Verlag Hamburg 2003, ISBN 3-89965-015-8. 254 Seiten.

Themen: Wissensmanagement, Gewerkschaften, Betriebsverfassung, Fallbeispiele.

Abstract

Inhaltsverzeichnis
Treml, Franz: ver.di will Wissensmanagement

WISSEN – ÖKONOMIE, GESELLSCHAFT, ARBEIT (106 Seiten)
– Frank Bsirske: Vom Wissen und seinem Wert
– Oskar Negt: Sie wissen es, aber sie tun es nicht
– Michael Sommer: Gewusst wie
– Peter Glotz: Wissensmanagement und Wissensarbeiter
– Dieter Klumpp: Wissen in der Informationsgesellschaft
– Berthold Goergens: Wem gehört das Wissen?
– Ulrike Hauffe: Vom Wissen zur Macht – Frauen-Wissen, Männer-Wissen
– Nadya Natour, Antje Geier: WissensWert – Benchmarks
– Michael Schwemmle: Wissensarbeit und Gewerkschaften

WISSEN UND BILDUNG (46 Seiten)
– Gerhard Bosch: Betriebliche Reorganisatio und neue Lernkulturen
– Edelgard Bulmahn: Bildungspolitik in der Wissensgesellschaft
– Peter Faulstich: Wissenszugänge durch Lernzeiten
– Winfried Heidemann: Ressourcen für Weiterbildung, Zeit und Geld

WISSENSMANAGEMENT (90 Seiten)
– Siegfried Roth: Wissensvernetzung und lernende Organisation
– Lothar Schröder: Wissen ist menschlich
– Heinz Klinkhammer: Das Gold in den Köpfen als strat. Ressource
– Hans-L. Endl: Plattform für regionales Wissensmanagement
– Petra Höfers: Betriebsverfassung und Wissensmanagement
– Ingolf Rascher: Mitarbeiter beteiligen – Datenfriedhöfe vermeiden
– Welf Schröter: Das Prinzip der Delegation (Softwareagenten)
– Peter Schmaltz: Wissensmanagement in der Praxis…
– Michael Wunram, Frithjof Weber, Klaus-Dieter Thoben, Dieter H. Müller: weniger kann manchmal mehr sein. Pragmatisches Wissen in einer Forschungsorganisation

Bewertung
Wer sich über das Thema „Wissensmanagement und Gewerkschaften“ informieren will, kann dies mit dem vorliegenden Buch breit und abwechslungsreich realisieren. Daneben findet der Leser auch noch einige interessante Ansätze i.Z. mit Wissensmanagement im weiteren Sinn.

Inhalt

Autoren und formaler Aufbau
Die in diesem Buch zur o.a. Tagung veröffentlichten Beiträge stammen von insgesamt 27 Autoren, darunter die vier Herausgeber. Neun Autoren sind in der Wissenschaft tätig, acht in Gewerkschaften, vier im öffentlichen Bereich und sechs in der Privatwirtschaft.

Die einzelnen Beiträge sind kurz; vorangestellte Abstracts oder Gliederungen fehlen, ebenso ein Index; eine gezielte Auswahl ist also nur über Titel und Autor möglich. Literaturhinweise finden sich nur in einem Teil der Beiträge.

Inhalt zu „Wissensmanagement und Gewerkschaften“
Die naturgemäß gewerkschaftlich betonte Stellungnahme zum Wissensmanagement konzentriert sich einerseits auf die Anerkennung von Wissensarbeit als „kreative Jobs mit ausgeprägten Handlungsspielräumen“ (Bsirske, S.19), die aber andererseits mit deutlichen Risiken (Schröder, S.180) wie bspw. „gläserne WissensträgerInnen“, „Entwertung persönlicher Wissenswerte“, „Erhöhung des Erwartungsdrucks gegenüber Arbeitnehmern“, „Arbeitshetze durch Lerndruck“ einhergehen. Der in früheren Jahrzehnten bspw. zur online-Arbeit oder zur IT-gestützten Telearbeit überwiegend eingenommene negative Gewerkschaftsstandpunkt hat einer ausgewogeneren Chancen-Risiken-Betrachtung Platz gemacht.

ver.di sieht allerdings einen ausgeprägten gewerkschaftlichen Handlungsbedarf zu gestaltungspolitischen Faktoren, z.B. hinsichtlich der Ziele von Wissensmanagement, der Verteilungsgerechtigkeit (wobei die Komplexität der Nutzenermittlung von Wissen i.w. ausgespart bleibt) und i.Z. mit Persönlichkeitsrechten (Schröder, S.190f). Als „handlungsleitende Erkenntnisse“ nennt Schröder (S.191f) bspw. „Wissen gewinnt durch Handlung an Wert“, „geistiges Eigentum verpflichtet“ („Es darf nicht vordringliches gewerkschaftliches Ziel werden, … Arbeitnehmern … dabei zu helfen, ihr Wissen für sich zu behalten“) und „Wissen hat drei Aggregatzustände“: implizites Wissen (gasförmig), zwischen Menschen kommuniziertes Wissen (flüssig) und kodifiziertes Wissen (fest), wobei letzteres von Unternehmen angestrebt werde um von Mitarbeitern unabhängig zu werden.

Weitere Inhalte zum Wissensmanagement
Anregend hat die Rezensentin u.a. auch den Beitrag des Soziologen Gerhard Bosch (Universität Gelsenkirchen) empfunden, der vier „Mythen in der Bildungspolitik“ kritisch hinterfragt: Lernen auf Vorrat lohne bei der aktuellen Halbwertszeit von Wissen nicht mehr; man müsse mehrfach im Leben den Beruf wechseln; angesichts der heutigen Dynamik sei es sinnlos, Standards für berufliche Weiterbildung zu entwicklen; die berufliche Bildung müsse sich an den Bedürfnissen der Betriebe orientieren.

Bosch betont auch die Bedeutung der Kodifizierung von (dann explizitem) Wissen; als hocheffektiver Transfermechanismus unterstütze sie die Diffusion neuer Technologien, Organisationskonzepte und Produkte. Nur so könne die Mehrheit der Beschäftigten Anschluss an Innovationsprozesse finden.

Der dritte Teil (Wissensmanagement) enthält drei -allerdings nicht sehr detailliert ausgeführte- Praxisbeispiele von der Deutschen Telekom, einem Energieversorger und einer Universität (Bereiche Produktion, Betriebstechnik, angewandte Arbeitswissenschaft).

01.03.2004; HH