Braucht man noch ein MVP? – Oder mit KI direkt zum PoC
Einleitung
Der Innovationsprozess folgt traditionell dem Prinzip, dass das MVP (Minimum Viable Product) als Testversion in den Markt gebracht wird, um erste Rückmeldungen einzuholen und das Produkt anzupassen. Doch wenn KI-gestützte Simulationen die Funktionen eines MVPs bereits im Vorfeld abdecken – ist dann das MVP überhaupt noch nötig? Dieser Beitrag stellt die steile These auf, dass Unternehmen mithilfe von KI direkt zur Proof-of-Concept-Phase (bzw. PoC) übergehen können und beschreibt die Vor- und Nachteile dieses Ansatzes.
1. Der klassische Weg: Von MVP zu PoC
- Was ist ein MVP, was ein PoC? Ein MVP ist das minimal funktionsfähige Produkt, das auf den Markt gebracht wird, um Rückmeldungen einzuholen und Annahmen zu validieren. Der PoC wiederum ist der Beweis, dass ein Konzept „technisch“ umsetzbar ist, und wird oft als letzter Testschritt vor dem Markteintritt bzw. als Stadium oder Reifegrad eines Produktes für den Markeintritt betrachtet.
- Warum MVPs bisher als unverzichtbar galten: Das MVP ermöglicht Unternehmen, frühzeitig Feedback von echten Nutzer zu erhalten und das Risiko von Fehlentwicklungen zu minimieren.
2. Die steile These: MVPs sind durch KI-basierte Simulationen obsolet geworden
- Die Argumentation für das Überspringen des MVPs: Wenn KI in der Lage ist, Nutzerverhalten realistisch zu simulieren und verschiedene Hypothesen präzise zu testen, werden viele Aufgaben, die bisher das MVP erfüllte, bereits vor dem physischen Marktauftritt abgedeckt.
- Wie KI-Simulationen Feedback und Validierung ermöglichen: KI kann Nutzerinteraktionen, Vorlieben und Reaktionen auf bestimmte Funktionen simulieren, sodass erste Erkenntnisse und Anpassungen schon vor einer MVP-Phase erfolgen können.
- Hypothesenbasiertes Testing durch KI: Durch den virtuellen Hypothesentest und die automatisierte Datenauswertung ermittelt die KI frühzeitig, ob das Produkt den Bedürfnissen des Marktes entspricht.
- Persona und Zielgruppen-Wissen: Durch die Entwicklung und Annahme von verschiedenen Persona aus der potenziellen Zielgruppe durch KI-gestützte Tools und Vorgehensweisen kann der Zielgruppe relativ nahe gekommen werden. Die Interaktion kann durch virtuelle Interviews, Interaktionen und Feedbacks erweitert werden. Dazu mehr im Fazit.
3. Der direkte Weg: PoC statt MVP
- Technische und wirtschaftliche Machbarkeit durch den PoC: Durch die umfassenden Daten und Insights aus der KI-gestützten Simulation lassen sich viele MVP-Schritte überspringen. Unternehmen können direkt in die PoC-Phase übergehen, um die technische Umsetzbarkeit und Marktrelevanz zu prüfen.
- Kürzere Markteinführungszeit: Da ein PoC auf fundierten KI-Daten basiert, kann das Unternehmen schneller zur Marktreife gelangen. Die schnelle Entscheidungsfindung ermöglicht eine agilere und ressourcenschonendere Entwicklung.
- Reduziertes Marktrisiko: Der direkte Übergang zum PoC bedeutet, dass das Unternehmen auf eine datengetriebene Grundlage setzt, ohne das volle Risiko eines öffentlichen Markttests einzugehen.
4. Beispiel – Ein Unternehmen überspringt die MVP-Phase und geht direkt zum PoC
- Hypothetisches Szenario: Ein Softwareunternehmen entwickelt eine neue App, die durch eine KI-basierte Simulation umfassend getestet wird. Die KI analysiert potenzielle Nutzerreaktionen und identifiziert entscheidende Features und Designaspekte, sodass das Team ohne MVP direkt zum PoC übergeht.
- Ergebnis: Der PoC ist erfolgreicher, da er auf präzise simuliertem Nutzerfeedback basiert. Das Team kann sich auf die technische Umsetzung konzentrieren und zielgerichtet Anpassungen vornehmen, die eine schnelle Markteinführung ermöglichen.
5. Potenzielle Herausforderungen und Grenzen eines MVP-losen Ansatzes
- Vertrauensfrage und Marktakzeptanz: Trotz der fortgeschrittenen Technologie könnten manche Unternehmen und Stakeholder Bedenken haben, ein Produkt ohne vorherige reale Tests auf den Markt zu bringen.
- Komplexe Marktsituationen: In sehr dynamischen Märkten oder bei Produkten mit hoher Interaktivität ist ein reales MVP unter Umständen weiterhin von Vorteil, da es spontane und authentische Nutzerreaktionen liefert, die in einer Simulation schwer abbildbar sind.
- Für welche Produkte MVP weiterhin sinnvoll ist: Besonders bei physischen Produkten, bei denen die Interaktion und das haptische Erlebnis im Vordergrund stehen, könnte ein MVP nach wie vor sinnvoll sein.
6. Fazit: Die Zukunft von MVP und PoC in einer KI-getriebenen Welt
- Zusammenfassung der Vorteile eines direkten PoC-Ansatzes: Die KI-basierte Simulation deckt heute viele der Funktionen eines MVPs ab und ermöglicht Unternehmen, ressourcenschonend direkt zur PoC-Phase zu springen. Dieser Ansatz reduziert die Entwicklungszeit und beschleunigt den Markteintritt.
- Provokativer Ausblick: In einer Innovationswelt, die sich immer mehr auf KI als Partner verlässt, wird das MVP zunehmend als optionales Tool gesehen, das oft durch fortschrittliche Simulationsmethoden ersetzt werden kann. Das führt uns zur Frage: Ist das MVP nur noch für die nötig, die nicht bereit sind, der KI das Vertrauen in die nächste Evolutionsstufe des Innovationsprozesses zu schenken?
- Persona bzw. Zielgruppen-Struktur: Die Basis für die Entwicklung der Persona-Struktur kann Persönlichkeits-Eigenschaften beinhalten, die u.a. über statische Modelle wie DISC, MBTI, Big Five, etc. oder perspektivische Modelle wie das Business-Enneagramm mit Einfluss in die Entwicklung der virtuellen Persona nehmen können. Die Entwicklung ist knapp erklärt eine Art Kombination aus Retrieval Augmented Generation (RAG), den erweiterten Persona-Eigenschaften, die im weiteren Ausbau Avatar- oder Digital-Customer-gleiche Erscheinungen erhalten können und dem jeweiligen Kontext des POC-Marktes. Die spätere Interaktion mit diesen Persona kann somit hoch immersiv werden, der Interaktion mit dem „echten“ Kunden sehr nahe kommen. Diese Form nennen wir Digital Augmented Persona (DAP).
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