Seufert, S. / Back, A. / Häusler, M.: Weiterbildung im Internet – Das „Plato-Cookbook“ für internetbasiertes Lernen

Seufert, S. / Back, A. / Häusler, M.: Weiterbildung im Internet – Das „Plato-Cookbook“ für internetbasiertes Lernen, ISBN 3-908490-53-7. SmartBook Publishing AG, Kilchberg/Schweiz 2001. 194 S.

Themen: Online Assignments, Online-Discussion, Online Teaching, Online Tutorials, Telelearning.

Abstract
In einem Handbuch werden verschiedene Typen von Online-Kursen auf einem breiten Fundus bewährter didaktischer Prinzipien formal beschrieben.

Inhaltsverzeichnis
1 Betriebliche Aus- und Weiterbildung im Wandel — S. 21
2 Analogie und Aufbau dieses Cookbooks — S. 29
3 Technologische Grundlagen — S. 37
4 Methodische Grundlagen — S. 51
5 Online Teaching — S. 71
6 Online Tutorials — S. 91
7 Online Assignments — S. 113
8 Online Discussions — S. 131
9 Kombination von Lernmethoden — S. 175
10 Förderung des Lernklimas — S. 177
11 Anwendung des Cookbooks auf die Mitarbeiterbeurteilung (MAB) — S. 179

Bewertung
Ein originelles Buch aus der St. Gallener Schule für angewandte Informatik, weniger zum Durchlesen als zum Nachschlagen geeignet.

Inhalt

Zum Buch
Kapitel 1 und 2 werden gebraucht zur Selbsterklärung des Buchs. Es ist ein Kochbuch für Weiterbildungsrezepte, geschrieben von einer Köchin, einer Küchenmanagerin, einem Gastkoch und (im Hintergrund) einer Küchenassistentin, unter dem Sponsoring einer Großfirma für Küchengeräte. Gewidmet ist das Kochbuch Plato, womit nicht etwa der nach Küchenabfällen lugende Kater gemeint ist, sondern der Philosoph. Warum Platon? Weil die Managerin der Küche die typisch dialogischen Küchengespräche liebt wie er. Gerechtfertigt wird das Buch durch die Lücke, die sich zwischen einem gerade auch in technologischer Hinsicht rasant expandierenden (Weiter-) Bildungsmarkt und einer von ihm abgehängten Didaktik auftut.

Grundlagen
Im den Kapiteln 3 und 4 werden (explizit) die „Zutaten“ erläutert, die für Rezepte des internetbasierten Lernens gebraucht werden. Das sind zunächst die TECHNOLOGISCHEN GRUNDLAGEN: Basistechnologien, geteilt in Synchrone Medien (z.B. Online Chat, E-Meeting-Support-Systeme) und asynchrone Medien (z.B. E-Mail, News Services), und die Lerntools, unterschieden in Multimedia Tools zur Aufbereitung von Lerninhalten (wie Web Design) und Kursautorensysteme zur Gestaltung einer Kursumgebung (wie Lern-verwaltungen). Dann die METHODISCHEN GRUNDLAGEN: Die „strategischen Lernmethoden“, die in einer Lernumgebung als kursübergreifendem Wissensbereich und einer darin eingebetteten Kursumgebung zur Geltung kommen. Als wesentliche dieser Methoden werden genannt die Lehrer-zentrierte (directed learning), die Lerner-zentrierte (self-directed learning) und die Team-zentrierte (collaborative learning).
In der Benutzung der „Zutaten“ wird immer — redundantissimo — in der gleichen Weise vorgegangen: (1) Orientierungsphase, (2) Vorbereitungsphase, (3) Durchführungsphase, (4) Evaluationsphase („Hat’s geschmeckt?“).

E-Lernmethoden
In den Kapiteln 5 bis 8 werden spezifische Lernmethoden des E-Learning abgehandelt. Das Online Teaching: Es ist lehrerzentriert und kann synchron (z.B. live-Vorlesung) oder asynchron (Vorlesungsskript oder auch jedwede Form von Playback) vor sich gehen. Als besonderer Variante, die in Grenzen online einsetzbar ist, wird auf das Scaffolding (d.h. Gerüst) eingegangen, einer in innovativer Atmosphäre relevanten dialogischen Gesprächsführung, bei der eine Brücke geschlagen wird zwischen vorhandenem Wissen und neuen Lernzielen. Als weitere Variante erscheint der Sokratische Dialog, in dem der Lehrer durch leicht zu beantwortende Fragen ein Gespräch zur Widerlegung einer anfänglichen Meinung führt; den Autoren zufolge können die Ergebnisse solcher Dialoge online als FAQs (Frequently Asked Questions) festgehalten werden.
Online Tutorials: Sie entsprechen dem CBT bzw. CAL (Computer Based Training bzw. Computer Assisted Learning). Ein Teil von ihnen wird als geführte Tutorials bezeichnet; als Beispiel wird der unter dem Namen „Einstein“ angebotene Lehrgang der Swisscom (Global Teach) gebracht, aus dem sich ein Benutzer bausteinartig ein ‚eigenes‘ Trainingsprogramm aufbauen kann. Den anderen Teil machen die sogenannten flexiblen Tutorials (tendenziell self-directed) aus; beispielhaft ist hier das Planspiel Cabs für Management-Training.
Online Assignments (d.h. Zuweisungen): Sie gelten als ausgesprochen lernerzentriert und werden eingeteilt in Fallbearbeitungen (z.B. juristischer oder klinischer Art), WebQuests (Fallbearbeitungen mit einem Anteil Online-Recherche) und Online Assessments (zielgruppen-gerechte, tutoriell assistierte Tests).
Online Discussions: Hierunter fallen freie und geschlossene Diskussionen, auch Rollenspiele und Online Umfragen; ebenso die sogenannten Learning Cycles (Projektgruppen), die per se teamzentriert sind und typischerweise in den Phasen der Planung, des Designs, der Durchführung eines Vorhabens und seiner Ergebnispräsentation arbeiten.

Lernarrangement
In den Kapiteln 9 bis 11 wird das ganze Menü, sprich: Lernarrangement präsentiert. In einer Tischrede wird einem erklärt, dass praktisch jedes mit jedem kombinierbar ist.
In einer weiteren Tischrede wird auf die Bedeutung eines offenen und innovativen Klimas hingewiesen; es darf herüber- und hinübergereicht werden, doch am Schönsten ist, wenn jeder sich selber nimmt.
Endlich, im Schlusskapitel, bekommt der Leser etwas zwischen die Zähne und damit einen Geschmack, was in nächster Zeit in den Firmenkantinen angeboten werden wird: Im einzigen Fallbeispiel des Cookbooks wird ein (schon durchgeführter?) Online-Fortbildungskurs für Führungskräfte der Firma Swisscom AG vorgestellt, durch den ein korrekter Umgang mit dem heiklen Führungsinstrument MAB (Mitarbeiterbeurteilung) gelernt werden soll. In einer Reihe von Tutorials, in denen mehrere der zuvor besprochenen Lernmethoden zum Tragen kommen, werden Grundlagen zum Thema vermittelt, dann die Zielvereinbarungsproblematik behandelt, spezifische und allgemeine Kompetenzbeurteilung geschult und — auch in der Schweiz gibt es Spaß — Online-Rollenspiele mit Umkehrung der Rollen durchgeführt.

Im Schlusswort wird, gleich einem Motto, ein bemerkenswerter Satz von Shoshana Zuboff zur Zukunft der Arbeit zitiert: „… Lernen macht das Herzstück einer produktiven Aktivität aus, oder einfacher gesagt: Lernen ist die neue Form der Arbeit.“ (S. 194) Und, mag weitergefragt werden, das Herzstück des Lernens? Kommunizieren offenbar. Die Kommunikation der Lernforscher mit Führungskräften der Swisscom ist (mittels des MAB-Trainingskonzepts) offensichtlich in Gang gekommen; der nächste logische Schritt wäre die Kommunikation der Wirkungen des MAB-Trainings auf die letztlich betroffenen Mitarbeiter; der schließliche Schritt die Rückmeldung von diesen Mitabeitern zu den Lernforschern im St. Gallener Learningcenter (.unisg.ch). Dann würde etwas rundum Relevantes gelernt worden sein.

03.10.2001; MF