Facebook und der Wahlkampf in den USA

Facebook und der Wahlkampf in den USA

Die „Bombe“: Von der Analyse des Verhaltens auf Facebook und der Bedeutung für den Wahlkampf

Von Michael Mörike

Ich habe nur gezeigt, dass es die Bombe gibt“ titelt heute das renommierte Schweizer Blatt „DAS MAGAZIN„. Und führt weiter aus: „Der Psychologe Michal Kosinski hat eine Methode entwickelt, um Menschen anhand ihres Verhaltens auf Facebook minutiös zu analysieren. Und verhalf so Donald Trump mit zum Sieg.“

Im Artikel von Mikael Krogerus und Hannes Grassegger vom 3. Dezember 2016 wird ausführlich beschrieben, wie man aus den Daten von Facebook psychologische Profile der Menschen erstellen und sie gezielt nutzen kann. Für das Wahlkampfteam vom Trump wurden demnach von allen in USA wahlberechtigten und auf Facebook vertretenen Bürgern gescannt. Dabei wurden die Menschen gemäß den „Big Five“-Dimensionen der Psychologie anhand der vorliegenden Likes, Shares und Posts psychometrisch vermessen und im Ocean-Modell lokalisiert.  Hat man dies, kann man auch deren politische Vorlieben mit hoher Treffsicherheit vorhersagen. Den Profilen wurden nicht nur die realen Namen, sondern auch die Adressen und Email-Konten zugeordnet. So konnte das Wahlkampfteam gezielte Wahlwerbung einsetzen und hat dies – so die Behauptung im Artikel – auch getan. DAs konkurrierende Wahlkampfteam von Hillary Clinton hat dagegen (noch) die alte Methode der Wahlwerbung benutzt, also ohne individuell zugeschnittene persönliche Informationen.

Wie viele von den umworbenen haben das gemerkt? Wie viele haben sich durch die geschickt platzierten Informationen lenken lassen? Wie sehr wurde die Wahl dadurch beeinflusst? Auch wenn man sich einen anderen Ausgang der Wahl gewünscht hätte – ist das verboten? Kann man das verbieten? Wollen wir das verbieten? In der klassischen Werbung, z.B. beim verkauf an der Haustür, wird auch das persönliche Profil der Bewohner ausgenutzt. Das ist unschön – aber verbieten? Nach einem Haustürverkauf hat man 14 Tage lang das Recht, vom Kauf wieder zurückzutreten. Sollen wir den Bürgern das Recht einräumen, noch 14 Tage nach der Wahl, ihre Meinung, also ihre Abstimmung zu ändern? Wäre den Versuch wert.

Werden es demnächst alle Wahlkampfteams so machen? Werden wir dagegen abstumpfen? Werden wir lernen, uns dagegen zu wehren – gegen falsche oder einseitige Informationen? Werden wir persönliche Assistenten haben (nach dem Vorbild Siri von Apple oder … von MS), die uns individuell (wie ein Firewall) vor falscher Information schützen? Technisch machbar wäre es wohl schon heute oder spätestens demnächst – nur gibt es kein kommerzielles Interesse daran.

Noch sind wir davon überzeugt, dass es bessere Werkzeug dagegen gibt: Bildung und Zweifel (methodischer Zweifel nach Descartes). Wie lange werden sie uns noch helfen können?

Die Integrata-Stiftung wirbt dafür, die IT (also auch BigData) nur als Werkzeug anzusehen und darauf zu achten, dass sie uns nicht beherrscht, sondern wir sie beherrschen. Ich meine, es sei höchste Zeit, sich intensiv damit zu befassen.