Gefühle bei Robotern

Gefühle bei Robotern

Roboter haben keine Gefühle. Das hört man oft. Aber stimmt das auch?

Von Michael Mörike

Was ist hier gemeint mit „Gefühl“?

Es kann vorkommen, dass wir ein taubes Gefühl im Arm haben oder unsere Finger sind gefühllos. Die häufigste Erklärung ist, dass die Nerven-Leitung gestört ist. Hier ist mit Gefühl der haptische Tastsinn gemeint, manchmal auch noch der eine oder andere Sinn, z.B. die Wärmeempfindlichkeit. Klar: Moderne Roboter haben auch Sensoren, z.B. auch für Temperatur oder haptische Sensoren an ihren Greifwerkzeugen. Das ist also nicht gemeint.

Als Menschen treffen wir oft sogenannte Gefühlsentscheidungen – und liegen dabei oft durchaus richtig, auch wenn wir nicht nachvollziehen können, wie wir zu genau dieser Entscheidung gekommen sind. Genau das passiert (derzeit) in allen Robotern, die KI verwenden. Sie treffen ihre Entscheidungen aufgrund dessen, was sie gelernt haben. Beim Lernen wurden sie mit sehr vielen Beispielen „gefüttert“ und haben daraus Muster gebildet, die in den Gewichten in ihren Neuronalen Netzen repräsentiert sind. Danach kann im Allgemeinen niemand mehr im Detail nachvollziehen, wieso sie zu der jeweiligen Entscheidung gekommen sind. Ich finde schon, dass das große Ähnlichkeit hat mit unseren menschlichen Gefühlsentscheidungen.

Im unserem menschlichen Leben machen wir ein Auf und Ab von Gefühlen durch: Wir sind vielleicht verliebt oder trauern um einen lieben Menschen. Wir können Freude, Leid, Neid, Wut und weitere Gefühle entwickeln und sie bewusst empfinden. Derzeit können Roboter das nicht. Man kann Robotern beibringen, so zu tun, als ob sie z.B. eifersüchtig wären. Vielleicht kann man sie auch dazu bringen zu sagen, jetzt bin ich eifersüchtig. Sie sind aber nicht wirklich eifersüchtig und sie haben schon gar kein Bewusstsein dessen. In diesem Sinne haben Roboter – Stand heute – kein Gefühl. Ob sie es jemals haben werden, ist Gegenstand des wissenschaftlichen Diskurses.

Gefühle in diesem Sinne können auch als Erregungszustände bezeichnet werden und bezeichnen den einen oder anderen Arbeitsmodus unseres Hirns und Nervensystems. Auch Roboter können eventuell in besondere Arbeitszustände geschaltet werden, z.B. Notfall-Modus, wenn die Rechenleistung nicht ausreicht, alle aktuellen Situationen gleichzeitig vollständig durchzurechnen. Berühmtes Beispiel: Landung der ersten Apollofähre auf dem Mond. Als Mensch würden wir den Zustand als Panik empfinden. Als Mensch können wir uns in dieser Situation selbst beobachten und darüber nachdenken – vielleicht nicht in der Situation selbst, aber auf jeden Fall danach. Ob das ein Roboter kann? Kann man einer KI in einem Roboter beibringen, diese Situation nachträglich zu „durchdenken“ und daraus zu lernen? Letzteres auf jeden Fall! Hat die KI dann Bewusstsein? Hat sie nicht Bewusstsein, wenn sie ihre Arbeitsmodi nachträglich selbst analysieren und daraus lernen kann?

Was machen wir als Menschen denn anderes?