Die Plattform HumanIThesia der Integrata Stiftung soll den Diskurs über menschliche Werte in der Technik fördern.

Die Werte von HumanIThesia

HumanIThesia orientiert sich am Konzept des evolutionären Humanismus: Aus diesem leiten sich Menschenbild sowie die Werte und Ziele ab.

Grundlegende Werte, die Menschen wichtig sind, lassen sich aus der Evolution ableiten. Dies soll mit der folgenden Skizze versucht werden – ganz ohne Anspruch von wissenschaftlicher Gründlichkeit.

Die Frühmenschen lebten in Gruppen und hatten – wie andere Lebenwesen auch – um ihre Existenz zu bangen. Der Selbstschutz des Individuums wird ergänzt durch Schutz in der Gruppe. Das Individuum sorgt einerseits für sich, andererseits aber auch für die Gruppe, auch wenn es dadurch zunächst scheinbar einen Nachteil hat. Es ist unmittelbar einleuchtend, wenn dann Werte wie Eigentum einerseits aber auch Wunsch nach „Teilen“ mit anderen Gruppenmitgliedern grundlegend sind. Dabei hilft ihm seine Empathie. Zum Selbstschutz dient ihm einerseits seine Privatsphäre, andererseits hat er das Bedürfnis nach Kommunikation mit anderen Gruppenmitgliedern. Um sich entfalten zu können, braucht das Individuum ein Mindestmaß an Freiheit, trägt dafür in der Gruppe aber auch eine gewisse Portion Verantwortung. Durch seinen Verstand kann er – alleine oder in der Gruppe – seine Umwelt so verändern, dass sie ihm und der Gruppe nützt. Einerseits wünscht sich das Individuum Sicherheit, andererseits braucht es aber auch eine gewisse Risikobereitschaft, wenn neues geschaffen werden soll. So betrachtet, treten die grundlegenden Werte immer paarweise auf, die in einem gewissen Spannungsverhältnis zueinander stehen.

Wenn eine Nutzung von Werkzeugen wie der IT human sein soll, muss sie diese Werte in ihrem Spannungsverhältnis berücksichtigen, indem sie mindestens eine Seite stärkt, ohne die andere zu schwächen. Kriterien für humane Nutzung der IT sollten sich also in diese grundlegenden Werte einsortieren lassen. Das wollen wir hier auf HumanIThesia versuchen.

 

Unser Menschenbild

Anwendungen der „Informationstechnologie“ (IT) und der „Künstlichen Intelligenz“ (KI) üben großen Einfluss auf das tägliche Leben eines jeden Menschen und die Gesellschaft aus. Einerseits erleichtert die IT dem Menschen, seine Bedürfnisse optimal zu erfüllen, andererseits ergeben sich auch negative Auswirkungen.

Um die humane Nutzung der IT und KI zu verbessern, gilt es, deren Anwendungen so zu steuern, dass sie sowohl den Zielen der Gesellschaft als Ganzem als auch jedem einzelnen Menschen dient, seine individuelle Freiheit respektiert, sein Wohlbefinden erhöht und ihn zur Zufriedenheit führt. Denn nur eine demokratische, vielfältige Gesellschaft mit zufriedenen und engagierten Bürgern wird nachhaltig und stabil sein.

Lebensqualität ist zunächst Zufriedenheit und das subjektive Wohlbefinden eines Menschen, nicht der äußere Anschein. Wenn seine Bedürfnisse, die sich als Wünsche äußern, befriedigt werden, baut das auf. Misserfolge und Frustrationen belasten ihn. Erstrebenswert ist ein „ausgeglichener“ Zustand mit herausfordernder, sinnhafter Tätigkeit, jedoch ohne dauerhaften schädlichen Stress.

Da der Mensch als soziales Wesen auf Kooperation angewiesen ist, kann Lebensqualität für alle nur dann optimiert werden, wenn die individuelle „Freiheit“ zur Bedürfniserfüllung dort ihre Grenzen hat, wo sie die Freiheit anderer unrechtmäßig begrenzt. Deswegen hat Lebensqualität nicht nur eine individuell-subjektive Ausprägung, sondern auch eine gesellschaftliche Komponente.

Damit der Mensch und seine Nachkommen überlebensfähig bleiben, müssen viele Bedürfnisse mehr oder weniger dringend erfüllt werden: Essen, Trinken, Unterkunft, Fortpflanzung, Familie, Gefahren abwehren, Kälte und Hitze überstehen, Neugier befriedigen und sich durch Bildung weiterentwickeln, Vorsorge durch Reserven bilden und vieles mehr.

Da der Mensch ein soziales Wesen ist und sein Leben in Gruppen organisiert, entstehen weitere Bedürfnisse: Anerkennung, Selbstbestimmung, Abenteuerlust, Kooperation (Arbeitsteilung), Führung, aber auch das Ausüben von Macht. Bedürfnisse sind in einzelnen Menschen verschieden stark ausgeprägt. Der eine braucht mehr Anerkennung oder auch Essen, Schlaf, Sex, Abenteuer als der andere.

Dies ist ein Ergebnis der Evolution, denn Anpassung an sich verändernde Umwelten – ermöglicht durch Vielfalt – hilft der Art wie auch der einzelnen Gruppe beim Überleben. Bedürfnisse sind immer präsent, und Situationen, die zu ihrer Erfüllung führen, werden aktiv herbeigeführt.

Werkzeuge wie Messer oder Hammer bis hin zu IT-Anwendungen sind neutral. Erst bei der Anwendung materialisiert sich ihre förderliche oder schädliche Auswirkung. Um der humanen Nutzung – und damit der Verbesserung der Lebensqualität – von Menschen nachhaltig zu dienen, müssen bei der Entwicklung und Anwendung der IT die ethischen und moralischen Werte der Gesellschaft beachtet werden.

Die Lebensqualität von Mensch und Gesellschaft kann mittels IT und KI nachhaltig erhöht werden. Der Einsatz muss unter klaren Bedingungen erfolgen und dem einzelnen Menschen nicht nur durch materielles Wachstum mehrLebensqualität verschaffen, sondern ihm Entlastung von ungeliebten Tätigkeiten und Unterstützung möglichst vieler seiner Bedürfnisse ermöglichen.

Die getroffenen Aussagen sind besonders relevant im Ausblick auf neu entstehende virtuelle Welten und Roboter-Anwendungen.