Opaschowski, Horst W.: Feierabend? – Von der Zukunft ohne Arbeit zur Arbeit ohne Zukunft

Opaschowski, Horst W.: Feierabend? Von der Zukunft ohne Arbeit zur Arbeit ohne Zukunft, Opladen 1998. 119 S. ISBN 3-8100-2068-0.

Themen: Akzeptanz, alternierende Telearbeit, geschlechtliche Arbeitsteilung, Freizeitsoziologie, Vereinbarkeit von Familie und Beruf.

Abstract
Der inhaltlich weiter gespannte Bogen dieses Werkes wird hier nicht umfassend berücksichtigt, sondern nur mit Blick auf die für „Vernetztes Arbeiten“ relevanten Teile referiert. Es handelt sich um eine thesenhafte Tour d’Horizon zu künftigen Entwicklungen der Arbeitswelt.

Inhaltsverzeichnis
1. Die Beschäftigungskrise (9-36)
2. Die Leistungsgesellschaft (37-55)
3. Die Arbeitswelten der Zukunft (56-113)
Grundlagenliteratur (113-119)

Bewertung
Es handelt sich nicht im strengen Sinne um eine wissenschaftliche Studie, sondern um ein thesenhaftes Opus, dessen Verfasser sich gerne selbst zitiert. Er argumentiert widersprüchlich, wenn er einerseits die Politik auffordert, die neue Symbiose von Arbeit und Freizeit zur Kenntnis zu nehmen und entsprechend innovativ zu regulieren und gleichzeitig mit Blick auf Telearbeit diese Entwicklung skandalisiert.

Inhalt

Im Vorwort beschwört Opaschowski den Mut zur sozialen Phantasie für „Wege aus der arbeitslosen Gesellschaft“ und fordert eine „Suche nach neuen Arbeitswelten“. Denn „das Buch will Orientierungen für das 21. Jahrhundert geben, damit soziale Konflikte großen Ausmaßes verhindert werden und soziale Gerechtigkeit für alle erhalten bleibt“ (S.7f.).

1. Die Beschäftigungskrise
Der Autor faßt die künftige Entwicklung thesenhaft zusammen: Das Industriezeitalter ist vergangen, das Leitbild der Vollbeschäftigung ist überholt, der Berufswechsel wird zur Regel, das Normalarbeitsverhältnis stirbt, die Rund-um-die-Uhr-Beschäftigung wird zur neuen Norm, der Ausverkauf der Arbeitslust beginnt, die Loyalität der Mitarbeiter und wertvolle Sozial- und Familienzeit geht verloren, der Politik mangelt es an Mut zur Zukunft. Als wesentliche Herausforderung für Wirtschaft und Gesellschaft sieht er einen Paradigmenwechsel von der „Arbeitsgesellschaft“ zur „Tätigkeitsgesellschaft“, deren Leitbild nicht der Erwerbstätige mehr, sondern „idealiter – ‚der freie tätige Mensch'“ (S.23) ist.

2. Die Leistungsgesellschaft
Opaschowski sieht, gestützt auf Umfragen, das Ende der „Arbeitsgesellschaft“ heraufdämmern. Deshalb hält er den Begriff der „Leistungsgesellschaft“ für treffender, da er umfassender den gesellschaftlichen Wandel beschreibt. Mit diesem Begriffswandel geht auch „eine neue Gleichgewichtsethik“ einher, die es erforderlich macht, „mehr fließende Übergänge zwischen Berufs- und Privatleben“ (S.37) zu schaffen. Er prognostiziert für die „nachindustrielle Gesellschaft“ die Auflösung des gegensätzlichen „Arbeit-Freizeit-Paradigmas“ und den Übergang von der Alternative zur Symbiose. Damit verbunden ist ein neuer Arbeitsbegriff, der all jene Tätigkeiten bezeichnet, „die neue gesellschaftlichen Werte schaff(en), die dem Menschen und der Gemeinschaft dien(en)“ (S.43).

3. Die Arbeitswelten der Zukunft
Angesichts der Diskussion um den „Hoffnungsträger Telearbeit?“ (S.62ff.) fragt der Autor ob das euphorische Lager (EDV-Industrie), die Pragmatiker (Bundeswirtschaftsministerium), die Skeptiker („Nullsummenspiel“) oder die Pessimisten (Ende der Arbeit: Rifkin u.a.) die „wahren Realisten“ sein werden. Kritisch gegenüber der Tofflerschen Zukunftsvision (1980) bekräftigt Opaschowski, daß Telearbeit bisher ein vieldiskutiertes, aber wenig realisiertes Phänomen ist. Demgegenüber verweist er auf die geringe Zahl von Telearbeitsplätzen sowie die Dominanz von alternierender Telearbeit, was verdeutliche, daß es die Telearbeit, „die den Schreibtisch in der Firma ersetzt, praktisch gar nicht gibt“ (S.64). In der Folge referiert der Autor kritische Einwände der Literatur gegen Vorstellungen einer besseren Vereinbarkeit von Familie und Beruf (im Gegenteil: stärkere Gefahr der Doppelbelastung), sieht die Gefahr der totalen Erreichbarkeit und damit „einen radikalen Bruch mit der traditionellen Arbeitskultur“ (S.64). Er zitiert Umfrageergebnisse zu Einstellungen der Bevölkerung, die seine skeptische Position untermauern. Auch im Hinblick auf die Verkehrsentlastung sieht er mehr Belastungs- als Entlastungseffekte: „Was Teleworker an Berufswegen einsparen, gleichen sie durch gesteigerte Freizeitmobilität wieder aus“ (S.65).

14.03.2001; KS